Motivation+Aktion: 05 — JANET YELLEN WARNT VOR ZUNEHMENDER UNGLEICHHEIT
Obamas Chefökonomin kritisiert die wachsende Ungleichheit im Wirtschaftssystem der Vereinigten Staaten. »Das Ausmaß und der kontinuierliche Anstieg von Ungleichheit beunruhigen mich sehr« sagte Yellen in einer Rede am 17.10.2014 in Boston.
»The distribution of wealth is even more unequal than that of income, and the SCF [Survey of Consumer Finances] shows that wealth inequality has increased more than income inequality since 1989.
[...]
The wealthiest 5 percent of American households held 54 percent of all wealth reported in the 1989 survey. Their share rose to 61 percent in 2010 and reached 63 percent in 2013. By contrast, the rest of those in the top half of the wealth distribution–families that in 2013 had a net worth between $81,000 and $1.9 million–held 43 percent of wealth in 1989 and only 36 percent in 2013«.
Interessant ist, dass Janet Yellen hier von der These des »Star-Ökonomen« Piketty abweicht, der sich in seinem Standard-Werk »Das Kapital im 21.Jahrhundert« auf den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit fokussiert, um zu erklären warum die Ungleichheit in einer Gesellschaft anwächst. Im Gegensatz zum Verständnis von Piketty, der den Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital als wichtigsten Einfluss auf die Ungleichheit in einem Land benennt, zeigen Yellens Berechnungen, dass die Ungleichheit eher von Diskrepanzen der Arbeitseinkommen von Menschen mit einer besseren oder schlechteren Ausbildung, beeinflusst werden.
Zudem wird von Yellen die berühmte These r > g, (Zins r größer als Lohn g der Arbeit), nach der in einer Wirtschaft mit geringem Wachstum das Kapital nach Steuern mehr Zinsen erwirtschaftet als die Arbeit Lohn, verneint.
Alarmierend ist allerdings, dass Yellen, trotz Kritik an der berühmten Formel Pikettys, die Gefahr der wachsenden Ungleichverteilung innerhalb der Gesellschaft auch nicht leugnen kann.
Impulsfragen:
Wie kann ich als Gestalter auf die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft hinweisen, die meiner persönlichen Meinung nach, auch ein grundsätzliches Potenzial für politische Spannungen in unserer Gesellschaft darstellt? Wie kann ich den Menschen Taktiken an die Hand geben, mit denen Sie auf diese wachsende Ungleichheit aufmerksam machen können?
Wie lassen sich generell Ungerechtigkeit oder auch Ungleichheit visualisieren?
Ist eine verbesserte Informationsgestaltung heutzutage die einzige Möglichkeit für uns als Designer in gesellschaftliche Entwicklungen einzugreifen?
Motivation+Aktion ist die Bachelor-Arbeit von Michael Schmitz. In der Arbeit wird versucht Möglichkeiten der politischen Bedeutung des Designs auf theoretischer und praktischer Ebene zu erläutern und aufzuzeigen.