Motivation+Aktion: 03 — DAVID HENRY THOUREAU: ÜBER DIE PFLICHT ZUM UNGEHORSAM GEGEN DEN STAAT
»Ich habe mir den Wahlspruch zu eigen gemacht: ›Die beste Regierung ist die, welche am wenigsten regiert‹.; und ich sähe gerne, wenn schneller und gründlicher nach ihm gehandelt würde. Wenn er verwirklicht wird, dann läuft es auf dies hinaus – und daran glaube ich auch: ›Die beste Regierung ist die, welche garnicht regiert; und wenn die Menschen einmal reif dafür sein werden, wird dies die Form ihrer Regierung sein. Eine Regierung ist bestenfalls ein nützliches Instrument; aber die meisten Regierungen sind immer – und alle sind manchmal – unnütz.
[...]
Der praktische Grund warum die Mehrheit regieren und für längere Zeit an der Regierung bleiben darf, wenn das Volk die Macht hat, ist schließlich nicht, dass die Mehrheit das Recht auf ihrer Seite hat, auch nicht, dass es der Minderheit gegenüber fair ist, sondern ganz einfach, dass sie physisch am stärksten ist. Aber eine Regierung, in der die Mehrheit in jedem Fall den Ausschlag gibt, kann nicht auf Gerechtigkeit gegründet sein, nicht einmal soweit Menschen die Gerechtigkeit verstehen. Könnte es nicht eine Regierung geben, in der nicht die Mehrheit über falsch und richtig befindet, sondern das Gewissen? – in der die Mehrheit nur solche Fragen entscheidet, für die das Gebot der Nützlichkeit gilt? Muß der Bürger auch nur einen Augenblick, auch nur ein wenig, sein Gewissen dem Gesetzgeber überlassen? Ich finde, wir sollten erst Menschen sein und danach Untertanen. Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit. Nur eine einzige Verpflichtung bin ich berechtigt einzugehen, und das ist, jederzeit zu tun, was mir recht erscheint.
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Wie soll man sich heutzutage [...] [gegenüber einer unrechten] Regierung verhalten? Ich antworte, dass man sich nicht ohne Schande mit ihr einlassen kann. Nicht für einen Augenblick kann ich eine politische Einrichtung als meine Regierung anerkennen, die zugleich auch die Regierung von Sklaven ist‹.«
Impulsfragen:
»Die beste Regierung ist die, welche am wenigsten regiert«. Sollten wir diesen Zustand anstreben?
Was passiert, wenn wir unsere Demokratie heute weiter »demokratisieren«?
Können wir »politische Kompetenz«, die sicherlich die Grundlage einer besseren Demokratie darstellen würde, verbreiten?
Motivation+Aktion ist die Bachelor-Arbeit von Michael Schmitz. In der Arbeit wird versucht Möglichkeiten der politischen Bedeutung des Designs auf theoretischer und praktischer Ebene zu erläutern und aufzuzeigen.